Brasilien: Dourados – Fazenda Santo Antonio, 1.6. bis 8.6.19:
Das richtige Cowboy-Leben auf einer Rinderfarm kennenlernen – darauf haben wir uns schon seit langem gefreut. Wir sind auf eine Rinderfarm von Daniels Familie im Südwesten Brasiliens eingeladen. Daniel und Roman haben sich vor acht Jahren in der Schweiz kennengelernt, als Daniel ein Praktikum in der Firma von Roman machte. Roman hat ihn mit zum Fußball mitgenommen und Daniel hat uns, falls wir irgendwann mal nach Brasilien kommen, eingeladen. Acht Jahre später nehmen wir dieses Angebot an und werden herzlich von Daniel und seiner Verlobten Ester im Busterminal von Dourados begrüßt.
Wir fahren gemeinsam in das Haus seiner Eltern und sind nicht nur von der super herzlichen Begrüßung vom Vater Roberto und Mutter Lilian, sondern auch von dem Anblick des 600 m2 großen Hauses überwältigt. Wir beziehen unser Zimmer und fühlen uns das erste mal auf unserer Reise wie im Honey-Moon Urlaub und genießen den noch nicht erlebten Luxus. Roberto und Lilian lieben es Gäste in ihrem Haus zu verwöhnen und beide sprechen sehr gutes Englisch, was uns natürlich wegen unserer fehlenden Portugiesisch Kenntnisse sehr zu Gute kommt. Fasziniert von unserer Reise geben wir bei einer Suppe und einem Glas Wein eine ausführliche Zusammenfassung der erlebten fünf Monate in Südamerika.
Am darauffolgenden Tag muss ich mich neu an die 31 gewöhnen und wir feiern meinen Geburtstag mit einer unfassbar großen Pizza, mit einem selbstgemachtem Pudding und mit ganz viel Herzlichkeit im Familienkreis.

Dann packen wir nach drei Tagen auch schon unsere Sachen und fahren gemeinsam auf die Rinderfarm 300 Kilometer in den Südwesten bis kurz vor die Grenze zu Paraguay. Wir sind so gespannt auf das Leben und Arbeiten auf der Farm und werden schon bei der Einfahrt auf die Farm mit der Größe und der Grünheit überrascht. Ich hatte etwas die Befürchtung, dass wir eine Massenrinderfarm sehen werden, wo eine Kuh nach der anderen auf vertrocknetem Boden steht und es weit und breit kein grün mehr gibt. Denn so habe ich die Rinderfarmen in den vielen Dokumentationen gesehen. Doch es ist anders, wir sehen nichts als grün und müssen erst die 3000 bis 4000 Rinder auf dem über 3000 Hektar großen Land suchen. In der Region stehen alle Hügel, Flüsse und 20% des Farmlandes unter Naturschutz, folglich sind ca. 35% von ihrer Farm geschützt.

Der erste Farmtag beginnt für uns human. Um 7.30 Uhr gibt es Frühstück und wir lernen die Arbeiter kennen. So richtige Cowboys mit Hut, Lederstiefeln, Hemd und Gürtel. Gemeinsam helfen wir alle Rinder gegen einen Wurmparasiten zu impfen, wobei ich das Gefühl habe, dass wir die Routine der Jungs eher verlangsamen als beschleunigen. Aber auch sie haben Spaß ihre Routine mit uns zu teilen und das ein oder andere Selfie zu machen.

Nachdem alle Tiere geimpft sind machen die Jungs die Pferde parat und gemeinsam bringen wir die Kühe zurück auf das Feld. Wir saßen schon seit Jahren nicht mehr auf einem Pferd, Roman nur ein einziges mal und so haben wir unseren Respekt. Doch Hauptsache der Cowboy Hut sitzt und rauf da. Roman bekommt direkt das schnellste Pferd und ist nicht immer so erfreut über den spontanen Galopp. Ich genieße das Reiten und probiere ohne Vorwarnung direkt den Galopp aus. Die Jungs sind nicht darauf vorbereitet und versuchen mit den Rufen das Pferd zu beruhigen. Doch als sie mein Lachen sehen, sind sie beruhigt.

Ein ausführliches Mittagessen und eine Siesta später machen wir uns für einen zweiten Austritt bereit. Diesmal bringen wir erneut um die 60 Rinder auf ein weiter entferntes Feld. Eine Stunde reiten wir gemeinsam mit den Cowboys hinter den Rindern her und fühlen uns so richtig im Cowboy-Leben angekommen. Professionell lenken wir die Pferde mal schneller mal langsamer, durch Flüsse und Waldstücke und genießen die schöne Landschaft. Ein Traum von Roman geht an diesem Tag in Erfüllung, sich einen Tag wie ein richtiger Cowboy zu fühlen – natürlich etwas moderner mit Actioncam.

Als die Rinder auf dem Feld sind, machen wir noch einen kleinen Abstecher zum Fluss, hier und da ein Selfie und treten dann den Ritt zurück zum Stall an. Es drückt zwar hier und da etwas im Sattel und besonders den Galopp spüren wir am ganzen Körper, aber es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl auf dem Pferderücken in den Sonnenuntergang zu reiten.

Nach dem dreistündigen Austritt steigen wir O-beinig vom Pferd. Für Roman heißt es aber noch nicht Feierabend. Denn Mittwochs spielen traditioneller weise die Jungs der Farm Fußball gegen die Nachbar-Farm. Es hat sich natürlich schon längst herumgesprochen, dass Roman gut spielen kann und alle freuen sich über einen schnellen Defensivspieler. Zum Glück kommt er am Abend zwar völlig fertig aber heil wieder.
Am nächsten Morgen dürfen wir etwas länger schlafen und das Aufstehen fühlt sich schon schwerfälliger an. Als wir in den Stall kommen wird Roman gefeiert wie ein Star, alle waren von seinem gestrig gezeigtem Können als Fußballer mehr als beeindruckt. Wir helfen erneut bei den Impfungen und können den Nachmittag entspannt im Garten ausklingen lassen.
Doch die Zeit vergeht wie im Fluge und etwas traurig sind wir schon diesen traumhaften Ort zu verlassen. Wir durften nicht nur auf dem Pferderücken mitarbeiten sondern wurden auch kulinarisch verwöhnt mit selbstgemachtem Brot, Dulce de Leche, Kuchen, Käse, Fruchtsäften, Farmeiern. Nach drei tollen Farmtagen und zwei Kilos mehr auf den Hüften kehren wir zurück in die Stadt.
Am Tag unserer Abreise kommt nochmals die ganze Familie für ein reichhaltiges Barbecue zusammen. Daniels Bruder Renato, seine Frau Julia mit den Zwillingssöhnen, die Großeltern und noch ein Freund aus Amerika. Wir genießen das Familientreiben und das finale reichhaltige Essen, denn nun geht unser bodenständiges Backpacker-Leben weiter.

Wir haben eine Woche völlig selbstverständlich bei dieser Familie gelebt, wurden bis aufs feinste verwöhnt, haben viel gelernt, tolle Farmmomente erlebt und uns von Anfang an als Teil der Familie gefühlt. Der Abschied viel schwer und auch der Gedanke daran, dass wir nicht mal eben zu Daniels Hochzeit im März oder die Farm besuchen können, da die Distanz einfach zu lang ist. Um so mehr schätzen und genießen wir solche Besuche und saugen sie tief auf. Danke Familie Silveira, ihr seid toll!

Nun wartet aber ein weiteres Highlight auf uns. Unser guter Freund Jamil kommt uns ganz spontan für fast drei Wochen besuchen. Erst vor knapp drei Wochen fiel die Entscheidung, dass er anstatt eines Tauchurlaubs auf Sansibar lieber zu uns kommt um gemeinsam das Pantanal und ein Teil Boliviens zu entdecken. Wir freuen uns sehr auf ihn.
Aber hier zunächst unsere tollen Familien- und Cowboy-Momente: