Brasilien: Campo Grande – Bonito – Pantanal, 9.6. bis 18.6.19:
Nach dem Verwöhnprogramm bei Familie Silveira müssen wir uns erst wieder an unser Backpacker-Dasein gewöhnen und fahren mit dem Bus nach Campo Grande um unseren Freund Jamil abzuholen. Über Airbnb finden wir eine Unterkunft in der Nähe des Flughafens und werden um 23 Uhr herzlich von Lucas empfangen.
Lucas freut sich riesig uns bei sich aufzunehmen und sein Englisch mit uns zu üben. Denn auch er hat den großen Traum einer Weltreise und ist natürlich sehr neugierig auf unsere Geschichten. Wir plaudern eine Weile und fallen dann zu später Stunde müde ins Bett. Am nächsten Morgen werden wir von den Geräuschen in der Küche geweckt. Lukas war zu unserer großen Überraschung bereits einkaufen und wir sind hin und weg als er uns überbackendes Schinken-Käse-Brot und frischen Saft serviert.

So ein Jammer, dass wir nicht mehr Zeit mit ihm haben. Doch wir wollen natürlich Jamil nicht warten lassen. Also schnallen wir die Rucksäcke auf und er entschließt sich kurzerhand uns noch bis zum Flughafen zu begleiten, so bleibt noch mehr Zeit zum reden.
Wir betreten kurze Zeit später die Ankunftshalle, wo Jamil bereits wartet und schließen ihn in die Arme. Es fühlt sich richtig gut an nach einem halben Jahr ein vertrautes Gesicht zu sehen und wir freuen uns auf drei Wochen gemeinsames Reisen. Lukas hilft uns noch das Busticket für einen Spezialpreis zu kaufen und dann verabschieden wir uns von ihm, natürlich mit dem Versprechen, dass er nach unserer Reise jederzeit bei uns willkommen ist.
Eine Stunde später sitzen wir zu dritt im Bus und fahren in die für den Ökotourismus bekannte Stadt Bonito. Wir haben Jamil 2016 in Indonesien kennen und lieben gelernt und durch viele gemeinsame Urlaube in der Schweiz, Island und Norwegen ist er ein richtig guter Freund und Reisepartner geworden. Wir freuen uns also sehr, dass er Teil unserer Reise sein kann. In Bonito angekommen beziehen wir ein gemütliches Apartment, planen die nächsten Tage und quatschen erstmal ausführlich über die vergangenen Monate.

In den folgenden Tagen schnorcheln wir mit Fischen und einer Baby-Anakonda in kristallklaren Flüssen um die Wette, tauchen in einer 250 Meter tiefen Lagune, springen wie Tarzan und Jane in Wasserbecken, reiten wie Cowboys auf Pferden und genießen richtig gutes Farmessen. Zudem stoßen wir auf unsere Freundschaft mit einem frisch gemixten Caipirinha an.
Nach vier Tagen Aktivprogramm brechen wir ins langersehnte Pantanal auf, eines der größten Binnenland-Feuchtgebiete der Erde mit einer Vielzahl an Bewohnern. Unser großes Herz für Tiere und Natur hüpft vor Vorfreude. Nach dreimaligem Umsteigen sitzen wir gemeinsam mit vier Schweden, einem deutschen Pärchen und unserem Guide Elias in einem offenen Truck der uns auf einer Schotterpiste ins Herzen des Pantanal bringt. Auf einer Fazenda (Farm) beziehen wir unser rustikales 6-Bettzimmer und springen am Nachmittag direkt auf den Pferderücken und stapfen mit der untergehenden Sonne, begleitet von einer Herde Mücken, durch das Sumpfgebiet.

Wir sind eine lustige Truppe und unser Guide lädt uns nach dem Ritt, noch vor dem Essen, auf einen Chachaça in sein Zimmer ein. Die nächsten zwei Tage erkunden wir die Region. Wir versuchen Piranhas zu fischen, den Fußspuren des Jaguars zu folgen (leider ohne Erfolg), beobachten die Wasserschweine bei ihrer morgendlichen Wanderung, entdecken in jeder Lagune Kaimane und sehen jede Menge unterschiedliche Vögel in allen Größen und Farben.

Doch leider haben wir mit unserem Guide nicht so erhofftes Glück. Er hat sieben Jahre in Amerika gelebt und dadurch leider den Hang gewisse Dinge maßlos zu übertreiben. Mit seinem amerikanischen Akzent packt er eine Gruselgeschichte nach der anderen aus. Wir würden aber lieber die Ruhe genießen um Tiere zu finden und zu beobachten. Doch durch eine Misskommunikation des Anbieters, aber zu unserem Glück, wechseln wir nach zwei Tagen die Unterkunft und bekommen einen neuen Guide, der mit Ruhe und Leidenschaft Tiere beobachtet. Leider waren wir schlussendlich nicht so zufrieden mit unserer gebuchten Tour. Der Anbieter hat uns schlecht beraten und uns nicht immer die Wahrheit gesagt. Leider ist diese Region bekannt für die Schlitzohrigkeit der Anbieter und auch wir sind trotz vorheriger Recherche darauf reingefallen. Wir hoffen, dass durch unsere Beschwerdemail und eine öffentliche Bewertung der Anbieter in Zukunft bessere Touren anbietet.
Trotzdem lernen wir die Schönheit und Artenvielfalt des Pantanals schätzen. Doch obwohl die Region unter Naturschutz steht, ist sie durch Industrialisierung und Rodung akut gefährdet. Wir hoffen stark, dass die Einnahmen des Tourismus für den Schutz genutzt werden und nicht nur in die Taschen der Anbieter wandert.

Nach drei Tagen Pantanal geht unsere Reise weiter Richtung bolivianische Grenze. Die vier Schweden, mit denen wir in den letzten Tage Freundschaft geschlossen haben, schlagen die gleiche Richtung ein. Auch sie wollen mit dem Bummel-Zug nach Santa Cruz in Bolivien fahren. Also trotten wir vom Busbahnhof, wo wir noch eine Backpackerin aus der französischen Schweiz aufgabeln, mit gewalter Gringo-Backpacker-Power gemeinsam in der Grenzstadt Corumba zu einem Hostel. Diego, der Inhaber, begrüßt uns herzlich, zeigt uns die Mehrbettzimmer und lädt uns kurzerhand zu der Geburtstagsparty seiner Mutter ein. Essen geht selbstverständlich auf’s Haus. Kurze Zeit später mischen wir uns unter die Gäste, genießen das Essen, mixen Caipirinhas und tanzen zu alten Rock-Klassikern. Nach Mitternacht gibt uns Diego dann noch eine ganz verrückte und individuelle Stadtführung mit seinem Trike. Das war wieder einer dieser tollen und unerwarteten Momente des Reisens und somit behalten wir unseren letzten Tag in Brasilien in fantastischer Erinnerung.

Etwas gerädert von der kurzen Nacht machen wir uns am nächsten Morgen alle gemeinsam auf den Weg zur Grenze. Die Grenzüberquerung klappt problemlos und kurze Zeit später warten wir im Bahnhof auf den Zug, der uns in 16 Stunden nach Santa Cruz bringt. Ein Bus schafft die Strecke mittlerweile in 8 Stunden. Aber wir sind ja gemäß unseres Mottos langsam unterwegs und freuen uns mal auf eine andere Art der Fortbewegung. Ob wir die Entscheidung bereuen und doch lieber den Bus genommen hätten folgt schon bald.
Hier zunächst die Highlights aus Bonito und dem Pantanal: