Argentinien/Paraguay: Jujuy – Posadas – Laguna Blanca, 18.5. bis 2.6.19:
Nach unserer Entdeckungstour in der Atacama Wüste fahren wir mit dem Bus über den wunderschönen Pass nach Argentinien und kommen pünktlich am Busterminal in Jujuy an. Keine fünf Minuten später hält ein orangefarbenes Auto vor uns und Luis steigt winkend aus dem Auto. Die nächsten fünf Tage sind wir bei dem 67-jährigen Couchsurfer zu Gast.
Wir begrüßen uns herzlich und im selben Moment kommt ein weiteres Backpacker-Pärchen um die Ecke, die auch um Luis Couch gebeten haben. Lina aus Kolumbien und Bohdan aus der Ukraine. Wir steigen alle in Luis Auto ein und fahren los. Als wir auf die Einfahrt seines Anwesens fahren, erblicken wir ein wunderschönes altes Haus umringt von Bäumen und Blumen. Seine drei Hunde Ralf, Otto und Max (seine Tochter hat die Namen ausgewählt und es sind eher per Zufall drei sehr deutsche Namen geworden) begrüßen uns energievoll und neugierig. Wir bekommen eine Hausführung, sollen uns bitte wie zu Hause fühlen und beziehen unser privates Zimmer in einem kleinen Anbau im Garten mit eigenem Bad – wir sind im Paradies!

Regeln gibt es bei Luis keine, außer dass die Gäste Abends für das Abendessen verantwortlich sind, Mittags bringt er nach der Arbeit etwas aus der Stadt mit. Ich lebe mich in der ausgestatteten Küche mit einer vollen Vorratskammer kulinarisch aus: Kartoffelbrei, Gemüseeintopf, Salate, Polenta im Ofen a la Mama Marietta und deutscher Kuchen a la Mama Jutta.

Luis ist Arzt und lebt, seit dem seine beiden Kinder zum Studieren ausgezogen sind, mit seinen drei Hunden allein. Er hat ein großes Herz für Reisende und liebt es sein Haus voll mit Menschen aus aller Welt zu haben. Daher nutzt er seit ein paar Jahren Couchsurfing und kann sich vor Anfragen kaum retten. Seine über 100 positiven Bewertungen zeigen, dass sich einfach jeder wohl fühlt und nie hat er schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn er abends nach der Arbeit nach Hause kommt ruft er “Niños, como andan?” (Kinder, wie geht es euch). Und so fühlen wir uns auch, wie zu Hause.

Ein Tag unternehmen wir einen Ausflug ins nahe gelegene Purmamarca um einen tollen Blick auf das Tal mit den unterschiedlichen Farben zu bekommen.

Aber das regnerische und kalte Wetter macht uns sonst nicht gerade unternehmungslustig und wir verbringen fünf wunderbare, relaxte Tage bei Luis mit gutem Essen, tollem Wein, Kaminfeuer und guten Geschichten. Der Abschied fällt uns schwer. Aber zum Glück ist es heutzutage dank der Technologie ein Kinderspiel weltweit verbunden zu bleiben.
Luis bringt uns zum Busterminal drückt uns einen letzten Kuss auf die Wange und schon fährt unser Bus ab nach Posadas. Doch auf Grund der starken Regenfälle ist die eine Straße gesperrt und aus den geplanten 18 Stunden hocken wir 25 Stunden im Bus. Dementsprechend gerädert kommen wir in Posadas an und fahren direkt zu Gabriel, unserem nächsten Couchsurfer. Er empfängt uns herzlich und wir dürfen auch hier in einem Anbau im Garten unser Zimmer beziehen. Zwei Tage bekommen wir ein erneutes Luxus-Verwöhnprogramm.
Gabriel ist Mitte 30, Anwalt und lebt mit seinen Eltern in einem schönen Häusschen. Wir haben selten so einen fürsorglichen, zuvorkommenden und lieben Menschen wie Gabriel kennengelernt. Er lebt das Motto “Gast ist König”. Absolut selbstverständlich werden wir zum Frühstück, Mittagessen und Abendbrot eingeladen und wir dürfen noch nicht mal die Teller abräumen. Wir kommen in den Genuss von selbstgemachter Locro (einer traditionellen Suppe mit Mais, Gemüse und Fleisch) mit dem Fernet-Cola als Aperitif, welches so wie der Matebecher in einem großen Glas rumgereicht wird.
Der Geschmack erinnert etwas an Appenzeller oder Jägermeister – gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie lecker.

Auch seine Eltern sind zauberhaft zuvorkommend und freuen sich über unseren Besuch.

Am Sonntag verbringt die Familie Zeit im Garten, der Senior bereitet das Asado vor, die Seniora den Salat und der Junior das Fernet-Cola. Somit erleben Roman und ich an unserem letzten Tag in Argentinien das Land nochmal hautnah: Asado, Fernet-Cola, Wein, eine lange Siesta und selbstverständlich ein Eis.

Am späten Nachmittag ist Gabriel sogar so lieb und bringt uns auf die andere Flussseite nach Paraguay, wo wir weitere zwei Nächte bei Couchsurfern bleiben. Eine selten erlebte großartige Gastfreundschaft und das schließt das Kapitel Argentinien perfekt ab. Mit der herzlichen Gastfreundschaft begann alles vor drei Monaten (siehe Beitrag “Argentinien pur bereits am ersten Tag”) und genau so dürfen wir Argentinien in Erinnerung behalten.
Und nun heißt es nach drei Monaten Chile und Argentinien auf nach Paraguay. Das Kapitel über Paraguay ist recht spärlich in unserem Südamerika-Reiseführer. Jere, unser Couchsurfer in Encarnación sagt uns am ersten Abend: ”Wenn wir große Attraktionen in Paraguay suchen, können wir lange suchen, was Paraguay ausmacht sind die Menschen”. Und er hat recht.

Und diese zwei Brüder machen direkt den Anfang. Wir dürfen zwei Nächte in ihrem Haus schlafen und bekommen das traditionelle Gericht Mbeju (Maismehl mit Eiern, Käse und Butter) gekocht, dazu gibt es gekühlten, süßen Rotwein (der Geschmack erinnert eher an die Studentenzeit mit Billigwein).
Die Jungs geben uns einen guten Start in das neue Land. Doch leider erfahren wir dann, dass der Besuch bei unserem Freund Hugo, der Hauptgrund unserer Reise nach Paraguay, nicht klappt. Aus unterschiedlichen Gründen steckt er immer noch in Uruguay und wird es nicht schaffen rechtzeitig da zu sein. Wir könnten aber einen Freund von ihm besuchen, der in der Nähe wohnt. Traurig dass der Besuch nicht klappt, also müssen wir umdisponieren. Auf Grund des vielen Regens und die wenigen Möglichkeiten beschließen wir relativ direkt durch Paraguay Richtung Brasilien zu trampen.
Am nächsten Morgen stehen wir mit Verpflegung und Rucksäcken an der Straße. Wir haben nach den letzten Busfahrten mal wieder richtig Lust zu trampen. denn so können wir wenigstens etwas die Paraguayaner kennenlernen. In den vorbeifahrenden Autos sehen wir etwas verdutzte, neugierige aber auch lächelnde Gesichter. Busfahrer und Taxis halten an um uns mitzunehmen, wir lehnen dankend ab. Und nach nur 40 Minuten hält Hugo. Er fährt nach Asuncion. Eigentlich wollten wir direkt in den Norden, doch so ein Anhalterglück muss man ausnutzen. Also entscheiden wir kurzerhand 300 Kilometer mitzufahren. Der Familienpapa mir deutscher Frau ist glücklich über die Gesellschaft und wir erfahren viel über Paraguay.
Da wir nun direkt in die Richtung von Hugo’s Freund fahren, entscheiden wir während der Autofahrt ihn zu besuchen und steigen in der Kleinstadt 70 Kilometer vor Asuncion aus. Um mit ihm Kontakt aufzunehmen finden wir ein Cafe mit WLAN. Doch wie das Schicksal dann manchmal spielt, hat Roman die seit ein paar Tagen erwartete Nachricht von seinem ehemaligen Arbeitskollegen aus Brasilien erhalten. Wir sind am folgenden Sonntag für eine Woche auf seiner Rinderfarm eingeladen. Also wieder neu überlegen, es bleiben uns nun fünf Tage um 600 Kilometer quer durch Paraguay nach Dourados ins südwestliche Brasilien zu gelangen. Wir entscheiden uns spontan direkt weiter zu fahren, laufen die drei Kilometer an den Ortsausgang und keine 20 Minuten später nehmen uns zwei Frauen mit ins nächste Dorf.
Dann schnappt uns nach nur zehn-minütiger Wartezeit der Richter Ricardo auf und bringt uns zu unserem Tagesziel Villarica. Dort verbringen wir eine Nacht in einer schäbigen aber günstigen (8 Euro fürs Zimmer) Unterkunft und gönnen uns eine Pizza.
Am nächsten Tag bringt uns ein Bauarbeiter, eine Chipa (traditionelles Brot aus Maniokmehl, Eiern und Käse) Verkäuferin, ein Kaffemaschinenverkäufer, ein Agraringenieur, ein LKW-Fahrer und ein Polizist in sieben Stunden 260 Kilometer in den Norden zu unserem Tagesziel Laguna Blanca.

Da wir so gut vorwärts gekommen sind beschließen wir an diesem schönen See drei Nächte zu zelten. Das Wetter ist auf unserer Seite, endlich mal wieder baden und bei angenehmen Temperaturen die Natur genießen. Wie verbringen super schöne, relaxte Tage und haben den Ort abgesehen von ein paar Volunteers des Naturschutzreservats für uns allein.

Dann heißt es auch schon über die Grenze nach Brasilien. Wir fühlen uns irgendwie schlecht, nur so kurze Zeit in Paraguay verbracht zu haben. Denn auch hier gibt es so viel zu entdecken. Zum Glück haben wir zumindest durch unsere Autofahrten die neugierigen, freundlichen, hilfsbereiten und sehr liebenswerten Paraguayaner etwas kennengelernt. Man spürt sehr den deutschen Einfluss und so verlassen wir Paraguay im Truk mit einem Modern-Talking-Madley.
Nun dürfen wir eine Woche das Leben auf einer Rinderfarm in Brasilien erleben, darauf freuen wir uns schon seit langem!
Doch hier zunächst unsere Bilder der letzten zwei Wochen: