Chile: San Pedro de Atacama – Atacama Wüste, 11.5. bis 18.5.19:
Die Atacama Wüste: Sternenklare aber kalte Nächte, sonnige und heiße Tage, umringt von 6000 Meter hohen Bergen und schneebedeckten Vulkanen in einer spektakulären Landschaft. Genau darum ist diese Region im Norden Chiles so beliebt und zieht jährlich tausende von Touristen an. Wir sind natürlich auch neugierig auf die Region und beschließen für vier Tage mit Mietauto und Zelt auf Entdeckungstour zu gehen.
In der Wüstenstadt San Pedro de Atacama angekommen merken wir schnell, dass sich hier alles um den Tourismus dreht. Das Zentrum besteht lediglich aus Unterkünften und Touranbietern, alle bieten die gleichen Touren zu unverschämt teuren Preisen an. Zum Glück finden wir recht schnell einen Mietwagen (leider nur einen grossen Pick-up, eine kleine Variante war nicht mehr verfügbar), kaufen für fünf Tage Essen ein, recherchieren noch etwas im Internet und planen am nächsten Morgen zu starten.
Doch vorher möchten wir noch etwas über das Weltall lernen. Denn die Atacama Wüste ist auf Grund der Höhe, des klaren Himmels und des gleichmäßig geringen Windes bekannt für eines der besten Sternenhimmel. Daher ist auch ALMA, eines der wichtigsten Radioteleskop-Observatorium der Welt, hier stationiert. Wir beschließen noch am selben Abend eine Astro-Tour zu machen und bestaunen den Mond, Jupiter, Saturn, verschiedene Sterne und die Milchstraße durch ein riesiges Teleskop. Die darauffolgenden Tage wird der Sternenhimmel leider etwas zu sehr durch den wachsenden Mond bestrahlt und Romans Sternenfotografie fällt daher nicht ganz so spektakulär aus, wie erhofft.

Am nächsten Tag starten wir unseren kleinen Roadtrip. Wir fahren entlang einer riesigen Salzebene, im Hintergrund ragen die weißen Vulkanspitzen empor und zwischendurch laden fruchtige Oasen oder Lagunen zum Verweilen ein.

Am Nachmittag finden wir einen tollen Zeltplatz auf einer Hochebene, essen Couscous mit Gemüse und genießen den Sonnenuntergang. Sobald die Sonne weg ist, beginnt dann allerdings das große Umziehen. Lange Unterhose, dicke Socken, Pulli, Schal, Jacke. Denn nur so sind wir ausreichend gekleidet um uns auf der Ladefläche unseres Pick-ups gemütlich zu machen und den Sternenhimmel zu bestaunen.

Lange halten wir es in der Kälte (um die null Grad) dann aber nicht aus. Wir kriechen ins Zelt und bleiben so lange drin, bis am nächsten Morgen die ersten Sonnenstrahlen auf unser Zelt fallen.
Am nächsten Tag besuchen wir vier wunderschöne Lagunen und beobachten die eleganten Vicuñas bis wir uns für einen schönen Zeltplatz ins Abenteuer stürzen.

Wir sehen nämlich auf der Karte eine Seitenstraße, die zu einer weiteren Lagune führt. Das klingt doch gut, wir biegen beim Straßenschild von der asphaltierten Straße ab und fahren auf einer Schotterpiste an ein paar Häusern vorbei. Wir haben zwar einen hohen Pickup aber kein 4WD. Trotzdem heißt es gleich am Anfang die ein oder andere knifflige Passage zu überwinden. Guten Mutes fahren wir aber weiter. Doch irgendwann wird die Straße eine richtige Herausforderung, tiefe Bodenlöcher, große Steine, Kies und Sand und es geht steil hinauf. Anhalten ist jetzt nicht, Roman wird leicht nervös und versucht den Wagen nicht in eines der Löcher zu versenken. Ich halte mich am Griff fest, und hoffe, dass die Karussellfahrt bald ein Ende hat.
Als wir endlich ein kleines Plateau erreichen, halten wir an und atmen tief durch. Wir steigen aus und sehen den Verlauf der Straße, der uns mulmig werden lässt. Eine sandige Straße steil runter und wieder hoch. Roman läuft die Strecke ab, kommt zurück und schüttelt den Kopf. Ohne 4WD wollen wir es nicht riskieren. Der Gedanke daran, die gleiche Strecke wieder zurück zu fahren ist auch nicht erfreulich, aber die sicherere Variante.
Doch Glück im Unglück haben wir direkt auf dem Plateau einen schönen Zeltspot mit tollem Blick und beschließen hier auf 3890 Metern unser Nachtlager aufzuschlagen. Zum Glück haben wir uns noch in weiser Voraussicht zwei dicke Wolldecken von dem netten Brasilianer João von der Unterkunft in San Pedro ausgeliehen, somit können uns die eventuellen Minusgrade nichts antun.

Schön kuschelig warm haben wir es zwar im Zelt, aber leider merkt Roman die Höhenluft und liegt die halbe Nacht mit Kopfschmerzen wach. Nach einer Tablette geht es zum Glück besser und am Morgen packen wir mit den ersten Lichtstrahlen unsere Sachen und fahren wieder runter. Erleichtert erreichen wir nach einer halben Stunde wieder die asphaltierte Straße.
Die dritte Nacht verbringen wir im Valle del Arcoiris, einem bunten Tal wie ein künstlerisches Gemälde: verschieden farbiges Gestein, grüne Grasbüschel, weiße Salzkristalle, braune Erde und blauer Himmel. Ganz alleine blicken wir auf die Farbenpracht und geniessen die Stille, die lediglich ab und zu durch das Rufen von Vicuñas unterbrochen wird.

Am vierten Tag wollen wir uns etwas bewegen und zum Glück findet Roman eine Wanderung auf einen 5600 Meter hohen Berg, unser bisheriger Höhenrekord. Da wir die letzten Tage aber immer in der Höhe von 3000 Metern verbracht haben, sind wir frohen Mutes, dass uns die Luft nichts ausmacht. Wir können bis auf 5000 Meter hochfahren, ziehen uns warm an und laufen los. Langsam, Schritt für Schritt, denn die Luft ist dünn und Übelkeit und Kopfschmerzen, zwei Symptome der Höhenkrankheit, können sich schnell einstellen. Aber uns geht es gut und wir kommen gut vorwärts. Wir überholen eine Tourigruppe von 8 Personen ausgestattet mit Helm und guter Kleidung. Wir fragen uns ob der Helm notwendig ist und hoffen, dass uns das Überqueren von großen Schneefeldern erspart bleibt. Obwohl wir etwas vom richtigen, einfacheren Weg abkommen und doch noch zwei Schneefelder überqueren müssen, ist ein Helm definitiv etwas übertrieben. Nach 1,5 Stunden erreichen wir den Gipfel und staunen über den fantastischen Ausblick auf die Anden und die Atacama Wüste.

Beim Herunterlaufen kommt uns erschöpft die Gruppe entgegen und direkt vor uns muss sich eine junge Frau übergeben. Für sie heißt es besser wieder runter, denn mit der Höhenkrankheit ist nicht zu spaßen, bitter so kurz vor dem Ziel.
Wir suchen uns für die letzte Zeltnacht wieder einen schönen Platz mit Panoramasicht, ich koche Spaghetti auf der Ladefläche und Roman kann sich nicht satt fotografieren. Wir beobachten eingehüllt im Schlafsack die Sterne und genießen die Ruhe.

Am letzten Tag besuchen wir noch das Valle de la Luna und tatsächlich fühlt man sich hier wie auf dem Mond. Irre Felsformationen, große Sanddünen und Salzkristalle.

Etwas traurig aber auch froh um eine warme Dusche kehren wir nach vier Tagen Wüste in die Zivilisation zurück.
Nun wollen wir über Argentinien einen Abstecher nach Paraguay machen um unseren Freund Hugo zu besuchen. In Uruguay haben wir zwei Wochen bei ihm gelebt und gearbeitet (siehe Beitrag „La vida Simple“). Er hat ein weiteres Projekt in Paraguay und wir freuen uns ihn dort zu besuchen.
Wir beschließen also am nächsten Tag per Anhalter über den fast 5000 Meter hohen Pass nach Argentinien zu gelangen. Klappt allerdings nicht ganz so wie wir uns das vorstellen:
Nach vier Stunden und gefühlt 10 vorbeifahrenden Autos geben wir auf und lassen uns von Bauarbeitern wieder die zwei Kilometer zurück ins Dorf mitnehmen, kaufen ein Busticket für den nächsten Morgen und suchen uns eine Unterkunft. Am nächsten Morgen verlassen wir nun Chile nach 1,5 Monaten. Wir haben Chile lieben gelernt, ein unglaublich gegensätzliches Land mit Eisfeldern, deutschem Kuchen und Bier im Süden, aktiven Vulkane und Pazifik-Wellen in der Mitte und der Wüste mit Folklore und Tradition im Norden. Die Menschen sind stets höflich, zuvorkommend, hilfsbereit, lustig und gastfreundlich. Danke an alle, die uns in Chile aufgenommen und eine tolle Zeit beschert haben.
Und hier kommen die Highlights unserer Wüstensafari: