4-Tages-Trek zur verlassenen Inka-Stadt Choquequirao

Bolivien/Peru: Copacabana – Cusco – Choquequirao, 4. bis 20.7.19:

Nach dieser emotionalen Familienzeit in La Paz zieht es uns zum etwas Erholen an den Titicacasee. Es ist der höchste schiffbare See der Welt auf fast 4000 Metern Höhe und hier scheint gefühlt das ganze Jahr die Sonne, also perfekt um eine Pause einzulegen. 

Wir beziehen ein gemütliches Zimmer mit Seeblick und freuen uns auf drei Tage nichts tun. Unsere Unterkunft mit Garten ist herrlich zum Erholen, Blog schreiben, Lesen, Yoga machen und fein kochen. Nach dieser Erholung packen wir für eine Nacht unsere Rucksäcke und fahren mit der Fähre auf die Isla del Sol. Dort wandern wir vorbei an Eseln und kleinen Lehmhütten der Küste entlang, finden einen schönen Platz mit Blick auf die schneebedeckten Berge und schlagen für eine Nacht unser Zelt auf, um die Ruhe zu genießen. 

Nach gut drei Wochen ist dann unsere Zeit in Bolivien vorbei und wir reisen weiter nach Peru. Wir hätten gerne noch mehr von Bolivien gesehen, aber auf Grund des Wetters und gewisser Umstände (Straßensperren durch Konflikte) können wir gewisse Pläne nicht umsetzen und entscheiden uns weiter Richtung Norden zu reisen. Denn da wartet noch einiges auf die Entdeckung und irgendwann müssen wir ja auch mal über den Pazifik nach Australien weiter ;)!

Somit steigen wir in den Nachtbus, bekommen unser 90-Tages Visum für Peru und kommen morgens früh in der touristischen Stadt Cusco an. Marco, unser Couchsurfer, empfängt uns in seinem Architekturbüro, wir können die Sachen bis zum Abend verstauen und brechen für eine Stadtbesichtigung auf. Morgens um 8 Uhr ist die Stadt richtig charmant, auf der Plaza üben die Schüler ihre Tänze für eine Schulvorführung, in den Gassen laufen die geschäftstüchtigen Peruaner zur Arbeit. Drei Stunden später erstrahlt die Stadt in einem anderen Licht, dann nehmen die Touristen überhand und Andenfrauen posieren mit Baby-Lama und traditioneller Kleidung für ein paar Soles vor den Kameras.

Wir schlendern durch die Gassen und planen unsere nächsten Tage. Schon seit einer Weile steht fest, dass wir den Machu Picchu auslassen werden. Zu groß ist unsere Befürchtung, dass wir diesen Ort aufgrund der Massen an Touristen nicht genießen können. Deshalb entscheiden wir uns für eine verlassene Inka-Stätte, die nur durch einen 4-Tages-Trip zu erreichen ist. Da das Wetter die nächsten Tage noch gut, dann aber schlechter zu werden scheint, entschließen wir uns kurzerhand direkt am nächsten Tag zu starten. Zum Glück sind wir ein eingespieltes Team, wenn es heißt den Rucksack für eine mehrtägige Wanderung zu packen und als wir gemeinsam mit Marco um 21.30 Uhr in seiner Wohnung ankommen, wird schnell und speditiv alles für den Trip gepackt. 

Am nächsten Morgen steigen wir mit gepackten Rucksäcken in einen Minibus, der bis auf‘s Dach beladen wird und fahren 2,5 Stunden auf einer kurvigen Strasse mitten in die Berge. In dem Dorf Curahuasi hält der Minibus, alle steigen aus und wir müssen uns eine weitere Mitfahrgelegenheit bis zum Ort suchen, von wo die Wanderung startet. Und schon steht ein Taxifahrer neben uns und bietet uns seinen Service an. Es scheint nur eine Taxifahrt an den Ort zu geben, also verhandeln wir den Preis und laufen zu seinem Auto. Doch dann folgt eine Situation, vor der eigentlich in jedem Reiseführer gewarnt wird: nehme nie ein inoffizielles Taxi und lass keine weitere Person dazu steigen. Genau diese Dinge treffen ein. Uns ist unwohl mit der Situation und wir sind uns nicht sicher, ob wir wieder aussteigen sollen. Irgendwie haben wir aber auch Mitleid mit dem Fahrer, da dieses Misstrauen vielleicht völlig unbegründet ist. Um die Situation zu entschärfen fange ich an mit dem dazu gestiegenen Fahrgast zu plaudern und frage wo er hinfährt. Er fährt ein paar Kilometer in unsere Richtung. Weiterhin mulmig und etwas unentspannt entscheiden wir uns aber sitzen zu bleiben. Nach 20 Minuten steigt der Mann aus und verabschiedet sich. Wir setzen unsere Reise fort und treffen 1,5 Stunden später an unserem Zielort ein. Im Endeffekt hat uns der Taxifahrer für einen fairen Preis zum Ziel gebracht und wir sind froh, dass wir nicht ausgestiegen sind. Manchmal ist die Schere zwischen Misstrauen und Vorsicht sehr schwer einzuschätzen und wir versuchen uns nicht vom Misstrauen leiten zu lassen. Bislang hatten wir damit Erfolg.

Nach dieser ereignisreichen Fahrt genießen wir erstmal den Ausblick auf die schneebedeckten Berge und beginnen unsere Wanderung. Nun steht eine ganz schön anstrengende Tour vor uns, denn wir müssen das Tal überqueren, welches 1500 Höhenmeter in die Tiefe geht. Also 1500 Meter runter und dann wieder hoch – mit dem Gepäck. Zu unserer Überraschung sind einige Wanderer mit kleinen Rucksäcken unterwegs, diese werden aber mit vollgepackten Eseln verfolgt. Wir entscheiden uns für das Beintraining und verzichten auf die Miete eines Esels. Wir laufen zum ersten Camp, bauen unser Zelt auf, genießen unsere Polenta mit Blick auf den Fluss im Tal und gehen früh schlafen. 

Am nächsten Tag starten wir früh, denn wir haben ein 7-Stünder vor uns. Uns kommen mehr Esel als Wanderer entgegen und langsam Schritt für Schritt bahnen wir unseren Weg auf der anderen Flussseite wieder hoch.  Mit dem Gewicht geht es nur schleppend vorwärts, der Schweiß tropft die Stirn herunter und wir sind heilfroh über unsere Wanderstöcke. Am Nachmittag erreichen wir erschöpft das letzte Camp direkt bei der Inka-Stadt Choquequirao.

Der dritte Tag ist bekanntlich der schlimmste, so leider auch bei mir. Ich wache mit trockenem Hals und Husten auf. Doch nach dem Kaffee und einer Lutschtablette brechen wir auf, um die Ruinenstadt zur frühen Stunde zu erkunden. Und wir haben Glück, außer uns sind noch nicht viele Menschen unterwegs und wir verbringen den kompletten Vormittag zwischen den Inkaruinen fast immer allein. 

Es ist ein magischer Ort mitten in den grünen Baumkronen auf 3000 Metern Höhe und mit Blick auf die Berge und das Tal. Absolut faszinierend, was hier vor ewiger Zeit von Menschenhand erbaut wurde.

Am Nachmittag heißt es dann leider wieder Rucksack aufschnallen und das Tal so weit wie möglich runter zu laufen. Ich spüre neben dem Husten leider auch alle Muskeln, die am Vortag ganz schön beansprucht wurden und komme nur langsam vorwärts. Roman ist zum Glück fit wie ein Turnschuh. Im Camp angekommen falle ich erschöpft auf unsere Picknickdecke und Roman kümmert sich rührend um mich in dem er das Zelt aufbaut, Tee und Abendbrot kocht. 

Am vierten Tag heißt es nochmals beißen, denn nun geht es wieder 1500 Meter hoch. Doch wie von Zauberhand (oder aufgrund der 11 Stunden Schlaf) habe ich kein Muskelkater mehr und mir es geht es einigermaßen gut. Wir schaffen an dem Tag den ganzen Weg bis zum Ausgangspunkt und da sich das Wetter zugezogen hat und der Wind unangenehm kalt wurde, gönnen wir uns diesen kuscheligen Luxus. 

Zurück in Cusco freuen wir uns auf eine heiße Dusche und ich brauch unbedingt ein paar Tage um meine Erkältung auszukurieren. Wir dürfen wieder bei Marco schlafen und da er durch seine kürzlich gegründete Architekturfirma alle Hände voll zu tun hat, haben wir die Wohnung für uns allein. Klingt herrlich, ist es aber leider nicht, denn die Wohnung  gleicht in der Küche und im Bad einer Baustelle. Und so steh ich nun nach vier Tagen ohne heiße Dusche, erkältet und erschöpft unter der Dusche und es kommt nur eiskaltes Wasser. Roman und ich versuchen alles mögliche um die Dusche zu reparieren, setzen dabei die halbe Wohnung unter Wasser und am Ende landet auch noch die Duschstange auf meinem Kopf. Ich fluche lauthals, zieh mich wieder an und brauche zwei Stunden unter fünf Decken bis sich mein Körper wieder aufwärmt, denn die Wohnung ist auch nicht beheizt und ziemlich kalt. Roman wischt in der Zwischenzeit die Wohnung trocken, geht einkaufen und lässt im Supermarkt ein Ei fallen. Zwei weitere Eier gehen auf der Heimreise kaputt. Zu guter Letzt kommt uns in der Küche noch die Lampe von der Decke und in der Nacht knabbert eine Maus unsere Essensvorräte an.

Die Stimmung ist am Boden und in solchen Momenten will man sich einfach nur nach Hause beamen. Doch auch solche Momente gehören zum Reisen dazu. Zum Glück haben wir stets die Freiheit und Flexibilität spontan zu entscheiden wo es hingeht. Wir beschließen also kurzerhand der Sonne und Wärme zu folgen und fahren für eine erholsame Woche an die Küste Perus. 

Doch hier zunächst weitere wunderbare Bilder von Roman:


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