Von der Wüste in die Berge

Peru: Paracas – Huaraz, 20.7. bis 4.8.19:

Nach der tollen aber auch anstrengenden Tour zu der Inka-Stätte Choquequiaro brauchen wir etwas Erholung. Also heißt es ab an die Küste wo es warm ist. Wir fahren mit dem Bus in das Küstenstädtchen Paracas und finden ein gemütliches Hostel mit Hängematten und Yogaplattform. Perfekt um ein paar Tage zu entspannen. 

Jetzt heißt es erstmal wieder uns voll und ganz von den Erkältungen zu erholen und nichts zu tun. Das gelingt uns für die ersten Tage richtig gut. Wir haben Glück und lernen das nette französische Pärchen Melody und Ivan kennen und haben Abends stets viel zu plaudern. Die beiden arbeiten momentan als Lehrer in La Paz und verbringen ihre drei Wochen Urlaub mit ihrem Jeep in Peru. Auf dem Dach des Autos stapeln sich 60 kg Müll, die sie in den letzten 2 Wochen gesammelt haben. Da kommt leider überall in Südamerika schnell was zusammen. Wir finden ihr Verhalten natürlich großartig und packen fleißig mit an, als der Müllwagen um die Ecke kommt und wir die Säcke auf den Wagen entleeren.

Als es uns wieder besser geht, begleiten wir einen Tag Melody und Ivan bei ihren Kitesurfing-Stunden und leihen uns ganz spontan ihr Auto für einen kleinen Ausflug zu dem nahe gelegenen Naturreservat Paracas.

Gemeinsam unternehmen wir einen weiteren Ausflug zu einer Oase mitten in Sanddünen, wo wir zum ersten Mal Sandboarding ausprobieren, jedoch mit recht alten Brettern. Ich rattere aufgrund meiner fehlenden Snowboard Erfahrungen doch lieber auf dem Po runter. Roman macht die deutliche bessere Figur, bevorzugt aber doch den Schnee. 

Nach einer Woche Erholung sind wir wieder bereit für die Berge und fahren ins langersehnte Huaraz, dem Wander-Mekka Perus. Wir kommen morgens mit dem Nachtbus an und staunen nur über die Kulisse der Stadt, eingerahmt von schneebedeckten Bergen. Wir finden eine gemütliche, familienbetriebene Unterkunft mit Dachterrasse und Blick auf die Berge.

Wir nutzen den ersten Tag um uns zu informieren, studieren Karten und bekommen von einem Bergführer einen tollen und einsamen 3-Tages-Trip empfohlen. Doch zunächst entscheiden wir uns für eine Akklimatisierungs-Tagestour zu der Laguna Churup auf 4500 Metern Höhe. 

Am Tag bevor wir dann für die 3-Tages-Tour aufbrechen, treffen wir uns zum Mittag mit Franzi und Ludwig, einem Paar aus München. Wir haben die beiden auf der Straße in Cusco kennengelernt, als wir gerade von unserer Choquequiaro-Tour zurück kamen. Sie hatten die gleiche Tour vor und waren froh um ein paar Tipps. Wir waren uns auf Anhieb so sympathisch, dass wir die Kontakte ausgetauscht haben. Zwei Wochen später sitzen wir freudig plaudernd im Restaurant und freuen uns auf das Wiedersehen. Da die zwei noch keine konkreten Wanderpläne hatten, laden wir sie kurzerhand ein, mit auf unsere Tour zu kommen.

Und bereits am nächsten Tag sitzen wir zusammen im Kleinbus, der uns bis an den Fluss eines Tals bringt, von wo aus wir die Wanderung starten. Endstation und nur wir vier sind noch im Bus – schon mal ein gutes Zeichen. Wir blicken auf ein wunderschönes Tal mit einer weiße Bergkulisse.

Wir laufen gemütlich und plaudernd entlang des Tals. Es gibt sich viel zu erzählen, Roman und Ludwig teilen sich den Job als Bauingenieur und können natürlich stundenlang darüber philosophieren, Franzi und ich schnattern über alles mögliche. Die Zeit vergeht wie im Fluge und auf einmal sind wir schon kurz vor der Lagune, wo wir die Nacht verbringen wollen. Doch wir sehen keinen Weg, eigentlich müsste sie doch hinter diesem Hügel da sein? Also querfeldein, so wie Roman und ich es ja schon gewohnt sind. Roman bahnt sich einen Weg durch das Gestrüpp, wir hinterher. Doch dann der Dämpfer als wir den Hügel erreichen – keine Lagune weit und breit. Es folgen weitere drei Hügel, hoch und runter bis dann endlich Ludwig freudig ruft „da ist sie“. Juppi, doch von oben sieht es nicht gerade vielversprechend für einen geeigneten Zeltplatz aus. Doch als wir weiter runter gehen finden wir glücklicherweise den perfekten Spot für genau unsere beiden Zelte. Wir genießen die Ruhe, kochen gemeinsam und kriechen dann auch früh ins Zelt, da die Kälte uns keine Ruhe lässt. 

Am nächsten Morgen packen wir unsere Sachen und wandern entlang wunderschöner Lagunen und Hochebenen mit ständigem Blick auf ein gewaltiges weißes Bergmassiv. 

Niemand ist außer uns auf dieser Tour unterwegs und dementsprechend neugierig sind die Einheimischen.

Nach einer gemütlichen Znüni-Pause müssen wir dann allerdings den sportlichen Teil der Tour bewältigen, den Pass auf 5000 Metern Höhe. Schritt für Schritt bahnen wir uns den Weg hoch, die Luft wird immer dünner und der Körper wird gefordert. Das letzte Stück zum Pass zieht sich brutal in die Länge und nun bleibt keine Luft mehr zum plaudern. 

Kurz vor dem Pass gehen einem Gedanken durch den Kopf wie: „was soll der Mist hier, ich will Pommes und Bier, können wir nicht lieber Strandurlaub machen, ich hab kein Bock mehr…“. Doch dann schafft man die letzten Meter auf den Pass und bekommt den Blick auf die andere Seite und alle kritischen Gedanken sind wie weggeblasen. Das Adrenalin pumpt in den Adern und man fühlt sich lebendiger denn je. Ach stimmt, das ist der Grund warum wir so gerne wandern :).

Nach dem Gipfel Snack und Kaffee brechen wir aber wieder auf, um abzusteigen. Ludwig fühlt die Höhe, er hat Kopfweh und ihm ist schlecht, also nichts wie runter. Steil schlängelt sich der Weg runter und ohne Wanderstöcke wäre es eine ganz schöne Qual für die Knie. Im Tal zurück auf 4200 Metern bauen wir die Zelte auf und Ludwig geht direkt schlafen. Wir hoffen, dass er sich wieder akklimatisiert und sich in der Nacht nicht übergeben muss, sonst müssten wir sofort unsere Zelte abbrechen und weiter das Tal nach unten laufen um Höhe zu verlieren. Doch zum Glück geht es ihm am nächsten Morgen wieder besser. Dafür haben wir keine gute Nacht hinter uns, denn das war mit Abstand unsere kälteste Zeltnacht und wir kriechen morgens schon kalt aus dem Schlafsack. Mit eiskalten Händen alles einpacken ist zwar weniger angenehm, aber wir beschließen loszulaufen bis wir Sonne haben. Der Körper macht einen riesigen Freudensprung, als die ersten Sonnenstrahlen die eiskalten Füße und Hände langsam aufwärmen.

Am letzten Tag können wir aber einfach ganz gemütlich das Tal entlang laufen, haben wieder Luft zum plaudern und genießen die schöne Landschaft.

Am Nachmittag erreichen wir Huaraz und lassen diese tolle Tour natürlich mit einem super feinem Essen, Wein, Bier und Nachtisch so richtig dekadent ausklingen. Jetzt haben wir zwei neue Freunde in Bayern und sind bestens für unseren nächsten Trek vorbereitet: den härtesten unserer Treks, den 10-tägigen Huayhuash, dazu schon bald mehr. 

Aber zunächst die grandiosen Bilder von Roman aufsaugen: 


Ein Gedanke zu “Von der Wüste in die Berge

  1. Dear Roman
    So glad you and Alina are enjoying life and the world. Hermann sent me your link. I cannot believe how long it’s been since you were in Australia.
    Robbie and Katie travelled South America and loved it.
    I’ll see you when you get to Australia
    Take care and stay safe
    Love Sandra

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