Argentinien: Buenos Aires – Puerto Madryn, 20.2. bis 27.2.19:
Wir starten unsere Erkundungsreise in Argentinien. Auf dem Weg von Montevideo nach Buenos Aires schauen wir uns noch das kleine Städtchen Colonia an, essen das letzte Mal ein Chivito (ein traditionelles Sandwich Uruguays) und dann steigen wir auf die Fähre, die uns über den braunen Rio de la Plata auf die andere Seite nach Buenos Aires bringt.
Willkommen in Buenos Aires, eine 13 Millionen Metropole. Endlich haben wir mit unseren Couchsurfer-Anfragen Glück und Ignacio lädt uns ein 3 Nächte in seinem Apartment zu schlafen. Nach einer amüsanten Uber-Fahrt (Taxi) lerne ich direkt den Charme der Argentinier kennen und werde von dem Fahrer mit einem Handkuss verabschiedet. Kurze Zeit später begrüssen wir mit einem Kuss auf die Wange Ignacio. Er ist 30, arbeitet als Lehrer in einer Schule für beeinträchtigte Menschen und hat ein sehr schönes Einzimmer-Apartement. Er ist eine grossartige Persönlichkeit, das merken wir schon ziemlich schnell. Für ihn ist sein Job pure Lebensfreude und er liebt es Zeit mit diesen Menschen zu verbringen. Wir fühlen uns direkt wohl.

Den nächsten Tag machen wir uns auf eine Entdeckungstour durch Buenos Aires. Moderne Hochhäuser neben alten und wunderschönen Kolonialgebäuden, Kaffehäuser, leckere Restaurants, wuselige Straßen, hübsch gekleidete Frauen und Tango auf der Strasse. Ja, genau so haben wir uns Buenos Aires vorgestellt. Wir verbringen einen schönen Tag mit dem Herumschlendern und Beobachten und wollen uns gerade mit unserem Freund Jesus (den wir bereits in Colon kennengelernt haben) treffen, bis mir auffällt, dass der Reisverschluss des Rucksacks offen ist. Und wie schon vermutet haben flinke Hände das Handy von Roman stibitzt. Wir gehen zur nächsten Polizeistation und sind nicht die einzigen, die eine Diebstahl-Anzeige machen. Der nette Polizist sagt, es passiert ständig. Und dank des starken Dollars ist das Handy-Geschäft gerade sehr lukrativ. Vom ersten Schreck erholt, denken wir was die Diebe wohl für Augen machen, wenn sie Romans Handy sehen. Er hat ein Fairphone, was hier niemand kennt. Wir müssen dann doch etwas schmunzeln bei der Vorstellung, wie sie versuchen das Handy zu öffnen (was nicht so ganz einfach ist). Im Endeffekt hätten wir in der wuseligen Fussgängerzone besser aufpassen müssen aber es ist nur ein Wertgegenstand und ersetzbar.
Wir belohnen den Schock mit einem kühlem Bier und Pizza. Danach holt uns Jesus mit seinen zwei indischen Freunden ab und wir machen noch eine Spritztour durch die Stadt bei Nacht und selbstverständlich endet unser Abend in einer Eisdiele.

Den nächsten Abend kochen wir als Dank für Ignacios Gastfreundschaft ein feines Rösti (Link zu einem Rezept) (das in meinen Augen leckerste Schweizer Wandergericht: angebratene Kartoffelraspeln, Käse und on top ein Spiegelei). Man merkt meine gute Integration in der Schweiz, denn für eine Deutsche kann sich das schweizer Rösti wohl sehen lassen, zumindest wird es stets von meinen Freunden verschlungen. Wir finden in einem italienischen Laden einen Gruyere – der natürlich nicht mit dem echten Gruyere zu vergleichen ist – aber das Rösti gelingt ganz gut und wir verbringen einen gemütlichen Abend und finden unendliche Gesprächsthemen bis spät in die Nacht. Selbstverständlich darf auch hier der Nachtisch nicht fehlen und Ignacio lässt einen halben Liter Becher bestes Helado (Eis) zu uns nach Hause liefern. Wer Roman und mich kennt weiss, dass wir eigentlich nicht so die Süssen sind, aber bei dem Eis hier werden sogar wir schwach und ein Tag darf nicht ohne Eis enden. Aber wir sind ja schliesslich im Urlaub.

Nach 4 Tagen Stadttreiben zieht es uns endlich in die Natur, schon lange träumen wir von der Wildnis Patagoniens. Wir nehmen einen Nachtbus und kreuzen morgens um 8 Uhr bei den ersten Sonnenstrahlen den Rio Negro – nun sind wir offiziell in Patagonien. Wir sitzen in der ersten Reihe des Doppeldeckerbusses und staunen über die karge und doch so faszinierende Landschaft.
In dem kleinen gemütlichen Puerto Madryn angekommen, freuen wir uns auf das Meer, die Ruhe und die raue Landschaft. Der Klimaschock ist jedoch gewaltig. Wir verlassen Buenos Aires mit subtropischen 30 Grad und kommen in Puerto Madryn bei gefühlten 10 Grad, mit Bewölkung und starkem Wind an. Der Wind – das war ja klar, dafür steht Patagonien, aber das es so kalt ist? Wir hören von den Einheimischen, dass es gerade eine Kältefront sei, eigentlich sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit. Wir atmen durch und entspannen uns etwas.
Wir lesen, dass die Region toll zum tauchen sei, also gehen wir uns erkundigen und entscheiden uns trotz des windigen und kalten Wetters, dass wir die Unterwasserwelt Patagoniens nicht verpassen wollen. Wir lernen den lustigen Tauchlehrer Elias kennen und entscheiden uns für einen Wracktauchgang und einen Tauchgang zu den Seelöwen. Ganz so vorfreudig bin ich nicht ins Wasser zu steigen, wir laufen immerhin am morgen mit langer Hose und Jacke zur Tauchstation. Aber reingezwängt in den Neopren-Anzug geht es direkt rauf aufs Meer und die Sonne lässt das Wasser im tiefen Blau strahlen. Beim ersten Sprung ins Wasser stockt uns der Atem. Langsam füllt sich der Neopren-Anzug mit dem 17 Grad kaltem Wasser. Tief einatmen und runter geht’s. Wir tauchen um das seit Jahrzehnten auf Grund liegende Wrack, länger als eine halbe Stunde lässt es sich aber kaum aushalten. Wieder an Bord macht uns Elias eine heisse Schokolade, welche wir händezitternd herunterschlürfen.
Wir fahren weiter mit dem Boot zum zweiten Tauchgang. Schon vom Boot aus sehen und hören wir die Seelöwen grunzen und planschen. Also ab ins Getümmel. Wir tauchen keine 5 Minuten, schon sind wir umringt von neugierigen Seelöwen, die uns anmutig zeigen, dass das Meer ihr Revier ist. Gekonnt tänzeln sie ums uns herum, stupsen uns an und schauen uns in die Augen. Auf den ersten Knabberangriff auf meine Waden bin ich noch nicht vorbereitet und erschrecke, der zweite wird dann schon lässiger weggesteckt und einfach hingenommen. Sie benehmen sich wie kleine Hunde, verspielt, kindisch, neugierig und wollen Aktion. Elias ist in seinem Element, krauelt die Seelöwen und tänzelt um sie herum. Roman filmt das treiben, ich geniesse einfach den Anblick und kann mich vor Kälte eh kaum bewegen. Ein unbeschreibliches Gefühl so nah an diesen wunderschönen Tieren zu sein, sie so ruhig und dicht beobachten zu können. Doch nach einer halben Stunde gibt uns Elias das Zeichen aufzutauchen. Gefolgt von unseren Spielkameraden schwimmen wir zurück zum Boot. Wäre es nicht so kalt hätten wir Stunden spielend unter Wasser verbringen können. Zurück im Boot bekomme ich einen heissen Kaffee, den ich aber kaum vor zitternden Händen und schaukelndem Boot trinken kann. Meine Lippen sind blau, aber zum Glück scheint die Sonne und wärmt etwas unsere Körper. Wir bleiben aber lieber in den Neopren-Anzügen bis wir zurück an Land sind. Aber trotz der Kälte war der Ausflug ein Traum und gewärmt von der Nachmittagssonne gönnen wir uns – wie soll es auch anders sein – ein Eis. Hier das grossartige Video mit den Seelöwen von Roman:
Am nächsten Tag planen wir unsere Weiterfahrt. Wir sind uns unschlüssig, denn Patagonien ist riesig, die Distanzen enorm und doch möchten wir so gerne die unberührte Küste weiter südlich erkunden, wo sich Orkas, Pinguine, Seelöwen, Delfine, Seeelefanten, Gürteltiere und viele weitere Tiere gute Nacht sagen. Nach langem hin und her überlegen gönnen wir uns den Luxus und mieten uns für 5 Tage ein Auto. Gewappnet mit Zelt, Essen und Wasser starten wir nun einen 5-Nächte Wildcamp-Trip durch die Einsamkeit Patagoniens.