Love Grows – Inspiration Permakultur

Kolumbien: Cali – Permakultur Farm Love Grows, 17.9. bis 7.10.19: 

Inmitten der grünen und magischen Sierra Nevada Berge im Norden Kolumbiens wird die Permakultur-Farm “Love Grows” für zwei Wochen unser Zuhause. Zwei Wochen voller schöner und inspirierender Momente mit tollen Menschen, der Natur und uns selbst. 

Nach der wunderbaren Isla Gorgona verbringen wir zunächst 4 Tage in der Salsa-Hauptstadt Cali. In Argentinien haben wir Lina aus Cali und Bohdan aus der Ukraine kennengelernt. Lina legte uns damals ans Herz, ihr unbedingt zu schreiben, wenn wir nach Cali kommen und das machen wir selbstverständlich auch. Die Freude ist groß uns nach 4 Monaten wieder zu sehen und wir dürfen unsere Matten im Wohnzimmer des Apartments ihrer Tante auslegen. Wir schwingen etwas die Hüften beim gratis Salsa-Unterricht und werden mit viel leckerem Essen verwöhnt. 

Wir nutzen die Zeit in Cali um zu überlegen was wir in Kolumbien unternehmen möchten und finden ein tolles Projekt im Norden. Wir wollten schon seit längerem wieder als Freiwillige tätig sein, haben aber entweder keine Antworten auf unsere Anfragen bekommen oder kein spannendes Projekt gefunden. Doch diesmal ist das Projekt genau nach unseren Vorstellungen und umso größer ist die Freude, als wir schnell eine Zusage bekommen. Wir entscheiden uns für den direkten Weg zur Farm, verbringen 24 Stunden im Bus und erreichen morgens das kleine Dorf Rio Ancho an der Karibikküste. Als wir aus dem Bus steigen schwirren schon die Motorradfahrer um uns herum. Kurze Zeit später schwingen wir uns auf den Rücksitz und düsen durch den Dschungel. Gut festhalten, Augen zu und Vertrauen in den Fahrer haben ist die einfache Devise.

Wir fahren vorbei an kleinen Farmen, durch Flüsse und Hügel hinauf und wieder hinunter. Nach einer halbstündigen Fahrt sind wir froh absteigen zu können und legen den Rest des Weges zu Fuß zurück. Vorbei an dem kleinen Schild “Love Grows” laufen wir durch den Wald, hüpfen über Flüsse und schleppen unser Gepäck den Hügel hinauf. Herzlich willkommen im feucht-tropischen Klima, der Schweiß läuft in Strömen den Körper entlang. Dann erreichen wir nach 20 Minuten den Hügel und sehen das erste Gebäude. Eine große Truppe von Freiwilligen aus aller Welt begrüßt uns herzlich. 

Wir fühlen uns direkt wohl und willkommen. Vor drei Jahren haben Russ aus England und Sandrine aus Frankreich dieses Stück Land gekauft und leben hier mit ihrer 8-jährigen Tochter Lili und stets einer Gruppe von rund 15 Freiwilligen. Eine offene Küche ist das Herzstück der Farm, drei kleine Hütten und ein Hängenmattenbereich dienen als Schlafort für die Freiwilligen, eine Dusche steht mitten im Gebüsch und ein Plumpsklo darf natürlich auch nicht fehlen. Mehr gibt es nicht. Russ und Sandrine sind durch das jahrelange Reisen an wenig gewöhnt, sie lieben und leben die Einfachkeit. Als Lebenscoach möchte Sandrine an diesem Ort Menschen aus aller Welt zu unterschiedliche Veranstaltungen und Zeremonien einladen. Russ` Herz schlägt für Permakultur, er liebt es möglichst viel Wissen den Freiwilligen zu vermitteln und designt und bewirtschaftet das Land um möglichst selbstständig davon Leben zu können. 

Russ, Lili und Sandrine

Wir kommen pünktlich zum Mittagessen an und schnell ins Gespräch mit den anderen Freiwilligen, eine lustige Truppe von 15 unterschiedlichen Charakteren aus England, Frankreich, Italien, Kanada, Deutschland, Belgien und Estland. Wir werden in die Abläufe der Farm eingeweiht. Alle Aufgaben sind fair verteilt: einer hackt das Holz für den Lehmofen, der andere lehrt das Plumsklo, jemand füttert die Tiere, eine kümmert sich um den Kompost. Mittags und Abends kochen zwei Personen für alle anderen vegetarische Köstlichkeiten. Dabei wird für mindestens zwei Stunden Gemüse geschnippelt, Brotteig geknetet, Gemüseburger angebraten und Kekse gebacken. Bei dieser Vielfalt und all den Leckereien wird Fleisch überhaupt nicht vermisst. 

Am Abend beziehen wir unser Zelt auf dem Hügel, blicken auf die grünen Berge um uns herum und atmen die frische Luft ein. Morgens werden wir stets mit einem wunderschönen Sonnenaufgang geweckt, zum Glück stehen wir in erster Reihe und können diesen Anblick um 5.30 Uhr liegend aus dem Zelt genießen. Um 7 Uhr erklingt dann der Frühstücks-Gong und es wird warmer Haferbrei mit Früchten in Schüsseln verteilt. Ich skippe das Frühstück und mache mit meinen beiden wunderbaren Begleiterinnen Kelly und Alex für eine Stunde Yoga. Was für ein herrlicher Start in den Tag. Nach dem Frühstück gibt es eine Besprechung und jede Person darf sich seine Aufgabe für den Tag aussuchen. Roman verbringt die erste Woche mit der Konstruktion eines neuen Hauses, ich baue Lehmziegel, verputze Wände, pflanze Bäume und buddel Gräben. Auch wenn unsere Bürohände einige Blessuren erleiden macht es riesigen Spaß. 

Vor dem Mittagessen springen wir stets für eine Erfrischung in den Fluss und am Nachmittag gibt uns Russ jeweils einen 1,5 stündigen Kurs zu Permakultur. Und dieser Unterricht hat es in sich. Permakultur ist Russ` große Leidenschaft, er ist ein toller Lehrer und kann die Themen inspirierend vermitteln. Er hat ein PDC (Permaculture Design Certificate) und möchte nun möglichst vielen Menschen ans Herz legen, dass Permakultur unsere Zukunft ist. Doch was ist eigentlich Permakultur? Permakultur ist ein nachhaltiges Landwirtschaft-Konzept, das darauf basiert, natürliche Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur genau zu beobachten und nachzuahmen. Dies ermöglicht eine Landwirtschaft auf eine permanente, produktive und nachhaltige Weise im Einklang mit der Natur und den Tieren. Die heutige Landwirtschaft schädigt unsere Böden, beruht auf Monokultur, auf mit Erdöl betriebene Maschinen und dem intensiven Einsatz von chemische Pestiziden. Doch wir lernen, dass wir mit selbst generierenden Natur-Systemen, durch das Anpflanzen von Bäumen und Biogemüse viele Schäden wieder beheben und ganze Städte nachhaltig mit gesundem und leckerem Gemüse und Obst versorgen könnten. Das gibt doch Hoffnung – nur müssen mehr Menschen davon hören und anfangen ihr Land umdesignen und sich wieder mehr Inspiration aus der Natur zu holen. Wer sich etwas mehr zum Thema informieren möchte sollte unbedingt die Dokumentation “Inhabit” anschauen, der schönste mir bekannte Film zu Permakultur. Wir lernen unglaublich viel in dem Kurs und nehmen ganz viel Inspiration für unser Leben nach der Reise mit. 

Wenn wir nicht arbeiten und Permakultur-Kurse besuchen, bleibt viel Zeit sich mit all den anderen spannenden Menschen zu unterhalten. Die einen bleiben mehrere Monate um sich Know-How und Inspiration für ein eigenes Projekt in Europa anzueignen, die anderen Reisen wie wir durch Südamerika und möchten Zwischendurch einen Beitrag leisten. Alle sind sehr interessiert ihre Aktivitäten zu teilen. Wir basteln Traumfänger und Armbänder, tanzen völlig losgelöst im Kerzenschein, meditieren und probieren zum ersten Mal ein Rapé aus (Schnupftabak aus dem Amazonasgebiet. Eine spirituelle Medizin die hilft, die Zirbeldrüse zu reinigen und Menschen mit Energie zu verbinden). Eine sehr spezielle und meditative Erfahrung. 

Dieser Ort ist aber nicht nur Heimat von Russ und Sandrine, sondern auch Land des indigenen Volks der Kogi. Diese Gemeinschaften leben seit Jahrtausenden in den Bergen im Einklang mit der Natur. Sie tragen weiße Kleidung, tragen stets ihre eigens hergestellten Beutel bei sich und halten eine sehr starke spirituelle Verbindung zu den Bergen aufrecht. Manchmal kommen sie zu unserer Farm um nach Arbeit zu fragen und Russ hat immer etwas für sie bereit. Denn niemand anderes kann so schnell und effizient Gras mit der Machete schneiden ohne die guten Pflanzen zu beschädigen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass kaum ein Kogi größer als 1,5 Meter ist. Nach der Arbeit essen sie gemeinsam mit uns und beobachten das wilde Treiben der Freiwilligen mit interessierten Blicken. 

Eine spannende Dokumentation über dieses Volk und auch über die Herausforderungen in der Region ist “Aluna”, welche gratis auf Youtube geschaut werden kann. 

Die Zeit vergeht wie im Fluge. Wir fühlen uns sehr wohl mit den Menschen und lernen wahnsinnig viel. Doch auch die schönen Zeiten gehen zu Ende und nach zwei Wochen freuen wir uns auch wieder auf ein Bett ohne Insekten und ein kühles Bier. Doch Roman hat selbstverständlich fleißig gefilmt um euch mit an diesen besonderen Ort zu nehmen. Wir werden die Zeit so schnell nicht vergessen und nehmen ganz viel Inspiration mit. 


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